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Fantasiewelt rund um leuchtendes Gebilde

Submitted by greytips on Mon, 07/25/2016 - 23:17

Im Land der Moraner wurden die Besucher von freundlichen Einwohnern begrüßt, die Lampenschirme als Kopfbedeckung trugen und in einer fremdartigen Sprache redeten. Wer wollte, konnte sie lernen. Allzu kompliziert schien das nicht zu sein: Denn die Mora-Sprache, deren wichtigste Wörter in einem Faltblatt zu lesen waren, unterscheidet nicht zwischen Singular und Plural und kennt auch keine Verb-Konjugation. „Gevan d vandola moo“ hörten die Besucher, was so viel hieß wie „Guten Tag“.

Im Zentrum der Burginsel stand eine Pflanze namens Knosp – ein wurzelartiges Gebilde, das in leuchtendem Rot angestrahlt wurde. Die Moraner, so erklärte eine Frau mit Lampenschirm-Hut, suchten in Delmenhorst eine neue Königin für ihr kleines Volk. Die Bedingung: Die Thronanwärterin musste in den Knosp hineinklettern und dort bis zum Sonnenaufgang schlafen.

Tatsächlich fanden sich Bewerberinnen, die sich auf das Spiel einließen. „Am Freitagabend war eine Anwärterin da, die richtig toll mitgemacht hat“, berichtete Ann-Katrin Meyer vom Kulturbüro der Stadt. Auch die Besucher hätten alles getan, um sie zum Einschlafen zu bringen. „Sie haben sich dazugesetzt und Schlaflieder gesungen.“ Doch es habe nicht geklappt. Und somit konnte die Suche nach einer neuen Königin am Sonnabend fortgesetzt werden: Mehrere junge Frauen ließen sich einen beleuchteten Lampenschirm aufsetzen und kamen in die engere Wahl.

Rund um den Knosp hatte das Theater Anu Stationen und Zelte aufgebaut, die wie Jahrmarktsbuden gestaltet waren. Die Besucher konnten einem Steingärtner bei der Arbeit auf einer Sandfläche zusehen. Und in einem Zelt zeigte ein Moraner Bilder, die sich verwandelten. Das Gemälde eines Sees wurde auf rätselhafte Weise zu einem Bild mit Sonnenuntergang, Schiffen und Menschen. In einem anderen Zelt erklärte der „Hüter des Niemalslandes“ den Zuhörern mit einer Geschichte, warum den Moranern die Natur so wichtig ist. Besonders fasziniert verließen die Zuschauer die Hütte des Kaleidoskop-Bauers. Er ließ in einem riesigen Kaleidoskop faszinierende Muster entstehen, indem er Federn, Pflanzen oder seine Hände einsetzte. Danach tauchten bunte Streifen und abstrakte Muster das dunkle Zelt in farbiges Licht. „Die Schönheit heilt viele Leiden“, hieß eine der Lebensweisheiten der Moraner.

Auch der „Schwingklingklang“, der die Besucher der Burginsel schon im vergangenen Jahr fasziniert hatte, kam wieder zum Einsatz. Dabei hingen Alltagsgegenstände wie Löffel und Schraubenschlüssel an Fäden von einem Gestell herab. Ein Musiker erzeugte damit Töne, während die Zuhörer ihre Finger mit Fäden umwickeln und in die Ohren stecken mussten. „Es vibriert ein bisschen“, stellte eine Zuhörerin fest.

Zahlreiche Besucher waren auf der Burginsel unterwegs. Margret Biermann gefiel besonders die Ruhe: „Die Leute flüstern nur“, meinte sie. Die fantasievollen Ideen des Theaters Anu sprachen die Delmenhorsterin besonders an. „Es ist ganz zauberhaft“, sagte sie. „Man muss zuhören und sich darauf einlassen.“

Die Schauspieler zeigten ihre Darbietungen vier Stunden lang in Endlosschleife. Die Zelte, in denen einige der Vorführungen zu sehen waren, boten jedoch zum Teil nur wenig Platz. Vor den Eingängen bildeten sich deshalb lange Schlangen. Das Warten sei ein bisschen zu lang, kritisierten Xenia und Astrid Weiß. Die Inszenierung im vergangenen Jahr, als verschiedene Stationen im Vorbeigehen besucht werden konnten, habe ihnen besser gefallen, sagten die Delmenhorsterinnen. Andere Besucher vermissten Sitzgelegenheiten, auf denen sie die Wartezeit überbrücken konnten. Allerdings gab es an einer Bar neben Getränken und auch Sitzplätze.

Bereits zum vierten Mal verwandelte sich die Delmenhorster Burginsel in eine magische Welt voller Licht. Die Parkbeleuchtung hatten Ann-Katrin Meyer und das Team des Kulturbüros aufgebaut. Und das Wetter im „Mora-Land“ auf der Burginsel spielte an beiden Abenden mit. Im vergangenen Jahr, als das Theater Anu schon einmal in Delmenhorst zu Gast war, hatte der zweite Abend der Burginselträume wegen eines Unwetters abgesagt werden müssen.Lesen Sie mehr auf:http://www.marieaustralia.com